11. Oktober 2010

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29. Oktober 2010, 20 Uhr
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Evan Parker meets Georg Graewe in concert

Denman Maroney

 

 

Evan Parker (1997)

Georg Graewe (1987)

Photos: Dagmar Gebers

Als Max Roach und Cecil Taylor Ende 1979 ihr historisches Duo-Konzert an der Columbia University gaben, wurde es als Gipfeltreffen zweier Generationen von Jazz-Meistern gefeiert. Diese Beschreibung war etwas irreführend, weil sie sich eher auf die verschiedenen Epochen der Jazz-Geschichte bezog, die der Schlagzeuger und der Pianist repräsentierten, als auf ihr tatsächliches Alter – Roach war gerade mal fünf Jahre älter als Taylor. Dieses konstruierte Generationenmuster spielt auch in der Diskussion über improvisierte Musik in Europa eine Rolle, vor allem in Großbritannien, wo zwischen 1965 und 1985 mindestens drei Generationen von Improvisatoren heranwuchsen.
Evan Parker ist zwölf Jahre älter als Georg Graewe, ihr Altersunterschied ist somit mehr als doppelt so groß wie der zwischen Roach und Taylor. Trotzdem gibt es etwas, das diesen Unterschied ausgleicht, vielleicht auch nur auf theoretischer Ebene, das eine engere geschichtliche Bindung zwischen dem Saxophonisten und dem Pianisten schafft. Nämlich der FMP Katalog. Das Berliner Label hatte in den mehr als sieben Jahren vor der Veröffentlichung von New Movements, dem Debüt des damals 20-jährigen Pianisten, im Jahre 1976 bereits 31 Alben herausgebracht; Parker war auf sieben von ihnen vertreten, unter anderem auf Peter Brötzmanns Machine Gun und auf drei Aufnahmen des Globe Unity Orchestra. Graewe führte eine neue „Generation“ von improvisierenden Musikern an auf ihrem Weg in eine geschichtsprägende Sammlung, eine Sammlung, die die Herzstücke der ersten Generation europäischer Improvisatoren wie Brötzmann und Alexander von Schlippenbach umfasste.
Graewe wandte sich jedoch bald vom Konzept des traditionellen Free Jazz Ensembles ab, um neue kompositorische Wege zu erforschen und Anfang der 80er Jahre improvisatorische Werke mit seinem GrubenKlangOrchester zu schaffen. Etwa zwölf Jahre später wandte Parker sich einem ähnlichen Projekt zu, als er sich mit seinem eigenen großen Ensemble, dem ständig wachsenden Electro-Acoustic Ensemble, mit den kompositorischen Implikationen im Bereich der Improvisation beschäftigte. Es gibt weitere Parallelen zwischen Parker und Graewe, die bedeutendste ist die Rolle ihrer langjährigen Trios – Parkers Trio mit Barry Guy und Paul Lytton und Graewes mit Ernst Reijseger und Gerry Hemingway – die als Konstante innerhalb ihrer jeweiligen Tätigkeit stehen.
Ihr einziges Zusammentreffen als Duo, das auf CD dokumentiert ist – Unity Variations (Okka Disk, 1998) – ist ein herausforderndes und fesselndes Album. Es wurde 1998 aufgenommen – in der Jazz Zeitrechnung sind das zwei ein halb Generationen.

Bill Shoemaker, August 2010

Bill Shoemaker ist Gründer und Herausgeber der Online Musikzeitschrift
Point of Departure, im Internet zu finden unter: www.pointofdeparture.org