23. Juni 2010

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Künstlerische Leitung: Georg Gräwe

piano today
30. Juni 2010 20 Uhr domicil, Hansastraße 7-11 // 44137 Dortmund
Denman Maroney & Michael Wilhelmi


Denman Maroney
Photo by Marco Fierro

Das Abenteuer Klavier öffnet immer noch Türen zu ungehörten Klängen, die zu entdecken für Klangforscher unter den Pianisten eine nicht enden wollende Herausforderung ist. Der Auftrag, einen Flügel für eine Präparation der Saiten mit Gegenständen aus Metall, Glas oder Holz vorzubereiten, lässt einem Klavierstimmer durchaus den Schreck in die Glieder fahren. Denn manchmal haben Musiker mit Schrauben oder anderen spitzen Gegenständen den Resonanzboden, die Saiten oder die innere Mechanik ruiniert. Denman Maroney hingegen hat unter dem Logo „Hyperpiano“ eine sanfte Präparierung mit Flaschen, Klangschalen, Holz- und Gummiblöcken, Messern und anderen Gebrauchsgegenständen entwickelt. Nichts steckt - anders als bei John Cage - zwischen den Saiten. Seine Klangwelt verblüfft: Manipulierte und verfremdete Saitenklänge schaffen einen schillernden Klangkosmos, der Assoziationen an fremde Welten und unterirdische Mythen erweckt. Maroney pendelt zwischen komponierten und improvisierten Stücken, die er allerdings als spontane Komposition begreift.

„Krass, der Schubert“ titelte die Süddeutsche Zeitung ihre Besprechung des Projekts „Winterreise“ von Michael Wilhelmi nach dem Zyklus von Franz Schubert mit Texten von Wilhelm Müller. Jugendliche Rapper aus einer Pariser Vorstadt und aus Berlin-Neukölln knüpften an die romantische Gefühlswelt des frühen 19. Jahrhunderts an. Wilhelmi, der Logik und Mathematik in Dresden sowie Komposition und Jazzklavier in Berlin studiert hat (u.a. bei Georg Gräwe), setzt sich auch als improvisierender Solist mit großen Entwürfen der klassischen Musik auseinender, u.a. mit Improvisationen über Stücke aus Robert Schumanns „Kreisleriana.“ Ein „lästerliches Unternehmen mit stupender Virtuosität und Energiefülle“, dessen Reiz wie ein Stachel unter der akustischen Oberfläche sitzt bewertete die Neue Musik Zeitung. Als Komponist denkt er über Analogien zu Modellen der fraktalen Geometrie in der Musik nach. Er entwickelte eine Steuerungssoftware für elektronische Musik und arbeitet als Dozent für Improvisation mit Dirigierstudenten an der Musikhochschule „Hanns Eisler“ in Berlin.
Text: Ulrich Kurth