10. November 2005

News 2 (Peter Prötzmann)

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Man weiß, dass die Weltgeschichte des Jazz seit den 60er Jahren nicht auskommt ohne einen der bedeutendsten Erfinder improvisierter Musik, einen der wichtigsten Saxophonisten des Free Jazz:
Peter Brötzmann,
geboren 1941 in Remscheid, dort aufgewachsen und 1958 nach Wuppertal gezogen.

Für die Geschichte der bildenden Kunst seit 1960, der des Öfteren so genannten „Stunde 0“ gilt es die Malereien, Materialbilder und Objekte des ehemaligen Studenten der Wuppertaler Werkkunstschule erst noch zu entdecken oder zumindest doch für unsere Region wieder zu entdecken. Seine letzten Einzelausstellungen fanden 2002 in Ystadt, Schweden und in Chicago statt. Brötzmanns lange währende Enthaltsamkeit im deutschen Kunstbetrieb (letzte Ausstellung in Wuppertal 1979 bei „360“) mag zum einen mit seiner Bescheidenheit und zum anderen mit der dichten Abfolge internationaler Tourneen und seinem Engagement in den unterschiedlichen Formationen wie z.B. dem „Brötzmann Chicago Octet/Tentet“ zu tun haben.

So kommt der jetzigen Retrospektive-Austellung in seiner „ersten“ Heimatstadt Remscheid eine besondere Bedeutung zu. Hier, nicht weit von der städtischen Galerie, gab es Mitte der 50er Jahre sein erstes Studio. Sein frühes Interesse an Jazz und bildender Kunst teilte er hier mit dem nun auch in Wuppertal lebenden Gerd Hanebeck. Die Orientierung der beiden nach Wuppertal lag nicht nur geographisch nahe. Im Tal gab es schließlich einen Jazz-Club, ein großes Kunstmuseum und die Werkkunstschule. Letztere besuchte er ab 1959. Sein Interesse galt zunächst der jüngeren Geschichte, den Expressionisten, dada, Cezanne, Picasso, Dubuffet, den zeitgenössischen amerikanischen Expressionisten, besonders Pollock, dessen Malerei Ende der 50er Jahre in Europa bekannt wurde, sowie den holländischen Gruppen NADA und COBRA. Dass ihn die Arbeiten von Alberto Burri besonders faszinierten, verwundert nicht, wenn man Brötzmanns Bilder nicht nur der 60er Jahre betrachtet. Seine Kompositionen zeugen von hoher Sensibilität. Diese, wie auch die rustikale Kraft, ist nach wie vor typisch für den ganzen Brötzmann, d.h., auch für seine ungewöhnliche Musik die sein Image dominiert. 1963 nahm er mit allen Fluxus-Größen am Fluxus-Festival in Amsterdamer Hypokriterion-Theater teil. Seine klang-performerischen Ausflüge in die Fluxus-Welt, hier sei besonders die mehrjährige enge Zusammenarbeit mit Nam Jun Paik genannt, gelten ihm heute rückblickend als besonders wichtige Erfahrungen innerhalb seiner künstlerischen Entwicklung. In Amsterdam lernte er Mitte der 60er Jahre Han Bennink kennen, einen Geistesverwandten, mit dem er bis in die 80er Jahre international mit zahlreichen gemeinsamen Auftritten die Welt des Free Jazz reicher machte. Wer das Duo im Konzert erlebt hat, (z.B. noch vor 2 Jahren in Köln) und nun ihre Bild-Welten besucht, wird versehen, wie sinnvoll es mir erschien, beide Künstler hier in 2 gleichzeitigen Ausstellungen zu würdigen.
Klaus Küster

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